Kurz vor dem Jahreswechsel erschien in der Saarbrücker Zeitung, aber auch in anderen Medien quer durch die Republik ein Kommentar von Werner Kolhoff unter dem Titel „Selfies der Information“, indem er beklagt, dass viele Menschen sich nun auch noch „zunehmend individuell informieren“.

Hier ein Auszug: „Unüberprüfte Informationen werden immer schneller zum Selbstläufer. Beispiel Flüchtlinge: Mit ihnen hat bisher kaum jemand direkt zu tun gehabt, schon gar nicht negativ, denn sie leben in Lagern. Und dennoch glaubt die Hälfte der Deutschen, dass es zu viele sind, dass sie das Land überfremden, dass von ihnen Gefahren ausgehen. Dieses Denken beruht auf Glauben, nicht Wissen, es ist durch Fakten nicht gedeckt, und es will oft auch gar keine Fakten kennen. Lügenpresse, das Unwort des vorigen Jahres, ist zu einem Vorwurf vieler geworden, nicht nur der Pegida. Der Begriff markiert die kommunikative Verweigerung von Gruppen, die eigene Informationsabschottung. Es ist ein perfektes System, denn jeder Fakt, der in den Medien genannt wird und der dem eigenen Glauben widerspricht, ist schon deshalb widerlegt, weil er dort steht: Keine gehäuften Vergewaltigungen um Flüchtlingslager herum? Lügenpresse. Keine erhöhte Arbeitslosigkeit durch die Asylbewerber? Lügenpresse.“

Eine gute Woche später würde Herr Kolhoff seine Meinung ganz sicher nicht mehr in dieser Form öffentlich kundtun. Denn heute wissen wir, das die auch durch Herrn Kolhoff mühsam immer wieder zugkleisterte potemkinsche Fassade einen Riss bekommen hat, der nicht mehr zu kitten sein wird. Denn es war das Netz, die sozialen Netzwerke, die unsere Medien letztlich gezwungen haben, von den ungeheuerlichen Ereignissen der Silvesternacht in Köln, Hamburg, Stuttgart, Bielefeld, Berlin usw. zu berichten. Von Ereignissen, die Zeugnis ablegen vom schleichenden Verlust des Gewaltmonopols des Staates. Dabei ist es nicht unbedingt der Vorwurf der „Lügenpresse“, der das Verhalten unserer Leitmedien trifft. Viel besser beschreibt die Tatsachen der von Michael Klonovsky geprägte Begriff „Lückenpresse“, denn es ist doch in der Regel so, dass über die Vorgänge, die nicht in die politisch-korrekte Welt passen, so lange nicht berichtet wird, bis sie sich eben nicht mehr unter dem Mantel des Schweigens verstecken lassen. Auch unsere Saarbrücker Monopolpresse hat nach Silvester fünf Tage gebraucht, bis man auf Seite D 5 (!)ausführlich über die Kölner Vorgänge berichtete.

Dies erinnert an eine weitere journalistische Glanzleistung aus dem Europawahlkampf 2014, als Annegret Kramp-Karrenbauer in einem bundesweit beachteten Interview mit der „Welt“ ihrer Meinung Ausdruck verlieh, dass die AfD sich „hart an der Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit“ bewege. Drei Tage später, am 4. Mai 2014, brachte unsere Saarbrücker Zeitung einen ausführlichen Bericht zum AKK-Interview. Man „vergaß“ darin angesichts einer bevorstehenden Großveranstaltung mit Bernd Lucke, das Wort „AfD“ auch nur zu erwähnen. Weitere Beispiele ließen sich zitieren.

Wir wollen also auch in Zukunft sorgfältig differenzieren, ob eine journalistisch ausgewogene Berichterstattung stattfindet, ob durch das gelegentliche Weglassen von Tatsachen  ein nicht in allen Punkten den Realitäten entsprechendes Bild erzeugt wird, oder ob tatsächlich böswillig falsch berichtet wird. Wir als AfD Saar haben in der Vergangenheit und werden in Zukunft den Begriff „Lügenpresse“ oder auch die Kreation „Pinoccio-Presse“ unserer Bundessprecherin unter dem Eindruck des Bundespresseballs sparsam bzw. gar nicht verwenden.  „Lückenpresse“ trifft es besser !

Lutz Hecker

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