Hagen Strauß hat mal wieder seine Meinung über die AfD zum Besten gegeben (Saarbrücker Zeitung vom 21.12.2015). Neben einem dpa-Artikel unter der Überschrift: „Rassismus – Streit in der AfD“ tritt er in die Fußstapfen seines Chefredakteurs, der sich in der Vergangenheit redlich bemüht hatte, die AfD tot zu schreiben. So richtig ist ihm das nicht gelungen, da sich die AfD mittlerweile in allen bundesweiten Meinungsumfragen gleichauf mit Linken und Grünen um die zehn-Prozent-Marke bewegt. Hagen Strauss reiht sich damit ein in eine ganze Reihe von Presseartikeln, die in der letzten Woche sich intensiv mit zum Teil monatealten Aussagen des thüringischen Landesvorsitzenden Björn Höcke beschäftigen. So hat die Bildzeitung in einem wahrhaft investigativen Akt am letzten Freitag ein knapp drei Monate altes youtube-Video eines Höcke-Auftrittes bei der Jungen Alternative gesichtet und dabei zutage gefördert, Höcke habe den skandalösen Satz gesagt:“ Christentum und Judentum stellen einen Antagonismus dar.“ Und weiter:„Das Judentum ist eine großartige Religion.“ Bereits am Wochenende zuvor hatten verschiedene Medien sich wiederum eines Videos von einem Höcke-Vortrag beim Institut für Staatspolitik vom 21.11. bedient, in dem er sagte, dass Europa nicht den Bevölkerungsüberschuss Afrikas aufnehmen könne. Seine Begründung kommentierte Bundessprecher Prof. Jörg Meuthen folgendermaßen: „Seine Ausführungen sind sachlich unsinnig, entbehren wissenschaftlicher Substanz und laden zu Fehldeutungen als rassistische Aussagen geradezu ein.“ Sie seien eine „politische Torheit“.“
Björn Höcke ist ohne Zweifel ein Exponent der AfD, wie das Frauke Petry, Alexander Gauland oder Jörg Meuthen auch sind. Er vertritt, im wahrsten Sinne des Wortes, einen Flügel der Partei, wie das andere auch tun. Nun ist es keineswegs so, dass sich alle Mitglieder mit allen Aussagen aller Exponenten gleich wohl fühlen. Und Höcke selbst hat zu erkennen gegeben, dass er sich dessen bewußt ist und sich für seine Aussagen zu unterschiedlichen Reproduktionsstrategien entschuldigt. Bei all dem jedoch sollten alle Beteiligten sich darüber im Klaren sein, dass es nicht unsere vordringliche Aufgabe ist, die Stöckchen unserer Presselandschaft bereitwillig zu überspringen. Denn wenn wir dieses Spiel mitspielen, werden wir sofort das nächste Stöckchen hingehalten bekommen und so weiter. Dieses Spiel ist für uns nicht zu gewinnen und wir sollten uns deshalb daran auch nicht beteiligen. Mit Björn Höcke kann man sich sehr wohl auseinandersetzen, aber bitte intern. Er leistet als Vorsitzender eines Landesverbandes und einer starken Landtagsfraktion hervorragende Arbeit. Es ist an ihm, seine Fähigkeiten klug einzusetzen, weiter an sich zu arbeiten oder sich auch mal zurück zu nehmen.
Es ist an der AfD, die katastrophalen Folgen einer verheerenden Zuwanderungs-, Euro-, Familien-, Bildungs-, Energiepolitik usw. aufzuzeigen und programmatisch Gegenentwürfe zu liefern. Der erste Teil der Mitgliederbefragung zum Bundesprogramm ist mittlerweile ausgewertet und der zweite Teil in der Endbearbeitung. Alle unsere 2016 wahlkampfführenden Landesverbände Rheinland/Pfalz, Baden/Württemberg, Sachsen/Anhalt, Mecklenburg/Vorpommern und Berlin haben mittlerweile Wahlprogramme beschlossen, die dem Wähler einen wahrhaft alternativen Entwurf zum Einheitsbrei der etablierten Parteien bieten. Wenn Herr Strauß diese unsere Programme als „rechts“ einordnen möchte, dann ist das sein gutes Recht, allein ich wage zu bezweifeln, dass er auch nur eines gelesen hat. Selbstverständlich muss es ihm Angst machen, wenn selbst bei den etablierten Meinungsforschern, die über die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten regelmäßig ihre Umfrageergebnisse bekannt geben, sich keine Mehrheiten mehr für Regierungspolitik im Wahlvolk finden lassen. Das Einschlagen auf den Seismographen, hier die AfD, hat in der Vergangenheit selten an der Ursache etwas geändert.
Ich wünsche dem Bundesvorstand die notwendige Gelassenheit im Umgang mit verzweifelten Pressekampagnen, Björn Höcke die Weisheit, im richtigen Moment auch mal die Klappe zu halten, Hagen Strauß eine vitale AfD zwecks weiterem munteren Sparrings und uns allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
21.12.2015
Lutz Hecker
***Aktualisierung*** Daniel Kirch hat in der SZ von heute (23.12.2015) einige Passagen aus obenstehendem Artikel zitiert. Ein wenig einseitig wohl – aber sei es drum. Es mache sich jeder selbst sein Bild. Der zitierte Artikel von Rolf Müller ist auf der Startseite etwas weiter unten zu finden unter der Überschrift: „Zum Parteitag der CDU in Karlsruhe“