Zur Wahl von Klaus Johannis zum rumänischen Staatspräsidenten

Der Sieg von Klaus Johannis in der Stichwahl fürs Präsidentenamt am 16. November ist als ein Aufbruchssignal für Rumänien, aber auch ein erfreuliches Spiegelbild der traditionell guten rumänisch-deutschen Beziehungen zu werten. Der mit einer Rumänin verheiratete 55jährige Siebenbürger Sachse siegte sensationell mit 54,5% gegen seinen zum postkommunistischen Polit-Establishment gehörenden sozialdemokratischen Mitbewerber und Ministerpräsidenten Victor Ponta.

Als Kandidat der Christlich-Liberalen Allianz verkörpert Johannis die Hoffnung der Mehrheit seiner Landsleute, die in Politik und Gesellschaft allgegenwärtige Vetternwirtschaft und den tiefsitzenden Schlendrian überwinden zu können. Als dreimal wiedergewählter Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu) gelang es dem studierten Physiklehrer, das Zentrum der Siebenbürger Sachsen zu einem Modell für wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung zu machen. Mit einer nachweislich guten Verwaltungsarbeit und seinen im Wahlkampf präsenten „deutschen Tugenden“ wie Fleiß, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Pflichtbewusstsein sorgte er in ganz Rumänien für positive Schlagzeilen. Die Arbeitslosigkeit im 160 000 Einwohner zählenden Hermannstadt (die deutsche Minderheit umfasst dort heute nur noch 1,6 Prozent) ist niedrig, die Kanalisation wurde gründlich saniert, Wasserleitungen instandgesetzt und die sehenswerte Altstadt umfassend restauriert. Letzteres führte, auch dank des Ehrentitels „Europäische Kulturhauptstadt 2007“, zu einem anhaltenden Tourismusboom. Über hundert Firmen aus deutschsprachigen Ländern haben sich wegen der im überregionalen Vergleich hervorragenden Standortbedingungen sowie der fortwirkenden jahrhundertelangen mitteleuropäischen Prägungen Siebenbürgens in Hermannstadt niedergelassen.

 

Die aktuelle Begeisterung der rumäniendeutschen Aussiedler sollte unser alle Freude sein

 

Die Belohnung für all diese Errungenschaften, für die sich die von Johannis geführte, vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) gestellte Stadtverwaltung verantwortlich zeichnet, gab es nun an den Wahlurnen. Klaus Johannis siegte, weil die Wahlbeteiligung mit 62,04 Prozent für rumänische Verhältnisse außergewöhnlich hoch ausfiel, weil ihm insbesondere zahlreiche jüngere Menschen und sehr viele im Ausland lebende Staatsbürger ihre Stimme gaben und weil seine deutsche Herkunft in Rumänien gute Assoziationen hervorruft. Dennoch und trotz massiver Korruptionsvorwürfe gegen Ponta hatte der deutsche Vizekanzler und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel diesen im Wahlkampf bezeichnenderweise bis zuletzt unterstützt.

Tatsächlich kann man nur hoffen, dass der neue Präsident die in ihn gesetzten hohen Erwartungen erfüllen kann und nicht im Korruptionssumpf steckenbleibt. Denn Rumänien genießt international zwar nicht grundlos einen schlechten Ruf, ist aber ein landschaftlich wunderschönes, kulturell faszinierendes Land an der Schnittstelle zwischen Mitteleuropa und dem Balkan. Die historischen Beziehungen zu Deutschland sind eng – so entstammte das in der Zeit der Unabhängigkeit zwischen 1881 und 1947 regierende Königshaus der deutschen Kaiserdynastie derer von Hohenzollern-Sigmaringen – , und die vor allem in Südwest- und Süddeutschland als Aussiedler unter uns lebenden über 200 000 Rumäniendeutschen stellen eine wertvolle Brücke dar. Ihre angesichts der Wahl des Landsmannes nachvollziehbare Begeisterung, ihre Zuversicht und ihr Stolz sollten vor den geschilderten Hintergründen von der deutschen Stammbevölkerung geteilt werden.

 

Martin L. Schmidt

Regionalreferent Rheinland-Pfalz