Von 120 Kommissaranwärtern, die in diesem Jahr ihre Ausbildung beim BKA beginnen sollten, traten bislang nur 62 ihren Dienst an. Der Spiegel berichtete unter Berufung auf den Bund Deutscher Kriminalbeamter darüber in seiner letzten Ausgabe und eine entsprechende DPA-Meldung wurde gestern (5.12.2016) auch in der Saarbrücker Zeitung zitiert.
Grund dafür ist nach Angaben des BDK-Vorsitzenden Andre Schulz vor allem der Rechtschreibtest im Aufnahmeverfahren, an dem viele der Bewerber trotz Abitur scheiterten. Das Bundesinnenministerium teilte mit, an Sprachtests festhalten zu wollen, die Anforderungen jedoch sollen „modernisiert“ werden.
Wenn die Sache nicht so ernst wäre, könnte man darüber lachen. Trotzdem die Anforderungen beim Aufnahmeverfahren in den vergangenen Jahren bereits gesenkt wurden, tun sich nun für unsere Abiturienten unüberwindliche Hindernisse an der Rechtschreibfront auf. Man müsse sich schon fragen, „was mit unserem Bildungssystem nicht in Ordnung ist“, sagt BDK-Vorsitzender Schulz.
Dass dieses Land angesichts wenig vorhandener Rohstoffe schon immer auf die Bildung seiner Menschen angewiesen war, wird sich auch so schnell nicht ändern. Dass man seit geraumer Zeit die Axt an diese Ressourcen gelegt hat, als man z.B. das Erbe Humboldts zugunsten der Heerscharen von Bachelors und Masters über Bord geworfen hat, ist kaum nachvollziehbar.
Wenn im August Norbert Klein, Fernseh-Chefredakteur des Saarländischen Rundfunks in den Tagesthemen (01.08.2016 http://mediathek.daserste.de/Tagesthemen/tagesthemen/Video?bcastId=3914&documentId=36900734 ab 13:45) dann noch verkündet, dass wir unser hochgelobtes duales Berufsbildungssystem über Bord werfen müssten, um uns europäischen Standards anzupassen, dann hat das System.
Es ist daher nur die Spitze des Eisbergs, wenn unsere künftigen BKA-Kommissare schon bei der Aufnahme an den Tücken der deutschen Rechtschreibung scheitern.
Lutz Hecker